11 Mai Indien für Beginners – Jaipur
Ich sitze im Auto, eine 6-8 stündige Fahrt( Udaipur-Jaipur) liegt vor mir. Der Verkehr in Indien ist nicht kalkulierbar, daher die ungenaue Angabe von Viren, meinem Fahrer. Beim Frühstück habe ich mich von einem französischen Ehepaar verabschiedet. Sie fanden es schrecklich, daß ich nicht fliege. Die Fahrten seien lang und anstrengend und: “believe me, you won`t see anything”. Ich schaue aus dem Fenster und kann mich nicht sattsehen. Lauter spannende Eindrücke, ich verspüre das Gefühl von Freiheit und Abenteuer!! Wie unterschiedlich die Wahrnehmung der Menschen doch sein kann! Zum ersten Mal erlebe ich eine indische Autobahn: entgegenkommende Fahrzeuge, Menschen, die teilweise schwer bepackt über die Straße laufen und immer wieder Kühe. In Deutschland würde man die Autobahn jetzt sperren. Viren ist die Ruhe selbst. Ganz entspannt manövriert er unseren Wagen durch alle Hindernisse, ich fühle mich absolut sicher.
3. Station Jaipur
Nach 6 Stunden Ankunft im prachtvollen Jai Mahal Palace Hotel. Beim Aussteigen werde ich mit Rosenblättern beworfen, der General Manager eilt herbei, um mir persönlich die Hand zu schütteln und jeder will ein Selfie mit mir. Ich erfahre, daß die Agentur mich als berühmte Schauspielerin aus Deutschland avisiert hat. Das kommt fast gleich nach den heiligen Kühen. Ich verdanke es wahrscheinlich meinem fortgeschrittenen Alter, daß man mich irgendwann doch noch in Ruhe lässt. Eine indische Schönheitsgöttin aus Bollywood täte sich sicher schwerer.
Sightseeing: Palast der Winde
Nach einer morgendlichen Yoga-Stunde am Pool geht es zuerst zum “Palast der Winde”. Kein richtiger Palast, nur eine Fassade von etwa 5 Metern Tiefe, hinter der die Damen des Hofes das Treiben, etwa bei Festumzügen oder religiösen Feiertagen in der Stadt beobachten konnten. Ja , da haben wir es heutzutage einfacher, wir brauchen uns dazu nur in ein Café setzen. Andererseits, wenn ich mir unsere alleinerziehenden Mütter so anschaue, da hatten es die Harems- Damen schon schöner. Maharaja Sawai Pratap Singh hatte 600 Geliebte, um die er sich gekümmert hat. Tja, meine Herren…!! Ich schaue zu dem eindrucksvollen Bau empor und erahne dahinter die gespannten Gesichter der indischen Schönheiten wie sie uns beobachten.
Das Amber Fort
Weiter Richtung Amber Fort, das von von Raja Man Singh I. (reg. 1589–1614), einem Feldherr des Großmoguls Akbars erbaut wurde und außerhalb von Jaipur auf einem Hügel liegt. Es ist 10 Uhr morgens und die Männer lassen sich auf den Straßen hockend von den Barbieren auf Auspuffhöhe rasieren. Die Geschäfte öffnen so gegen 11 Uhr, bis dahin wird alles Wichtige, wie beten, einkaufen usw. erledigt, erzählt mir Lalit, mein Guide für heute. Abends um 20 Uhr ist aber wieder Schicht im Schacht. Coole Arbeitszeiten!! Ich sehe viele Kamele auf der Straße, das erinnert mich daran, daß hier eigentlich Wüstengebiet ist. Ich merke es aber auch an Haut und Haaren. Sie sind so trocken, daß die rosa Farbe vom Holifest immer noch nicht rausgehen will. Auf dem Weg zur Anhöhe in Amer, wo das Fort steht, gibt es auch viele Schweine und ich frage nach, wer das essen darf. Natürlich nicht die Muslime, aber die Hindus, wenn sie keine Vegetarier sind. In keinem anderen Land der Welt gibt es übrigens eine solche Religionsvielfalt. Vom Buddhismus über das Christentum bis zu Hinduismus und Islam, aber auch nicht zu vergessen der Jainismus und der Sikhismus. Die Sikhs, das sind die mit den bunten Turbanen, die sie ein Leben lang tragen, denn das ist ihre Krone. Turban weg – Ehre weg!
Atemberaubende Pracht
Wir fahren mit dem Auto hinauf, man könnte auch den Elefanten nehmen. Das Amber Fort ist riesig. Beeindruckend der Spiegelsaal, in dem 1 Mio. Spiegel verarbeitet wurden. Das Glas wurde mit Silber bemalt und dann sofort eingemauert. So kann kein Sauerstoff das Silber schwarz anlaufen lassen. Hier wird dank Unesco gerade aufwändig restauriert. Ebenso clever die Klima-Anlage im Palast, ganz ohne Strom. Die Außenwand des Palastes besteht aus hauchdünnem luftdurchlässigem Marmor. Davor wurden Quell- Becken installiert. Der Wind von den Bergen drang durch die Wand und ließ das parfümierte Wasser verdunsten. Überall Fresken aus Farben von zermahlenen Edelsteinen und traumhaft angelegte Gärten!! Wunderschön!! Als ich den Shiva- Tempel betrete, laufen mir plötzlich die Tränen nur so runter und Lalit spricht von Meditation. Er erklärt es so: “Yoga ist Bewegung und für die Fitness. Meditation ist für die Seele und gegen den Verstand. Alle Fehler und bösen Taten kommen vom Verstand und um ihn auszuschalten, brauchen wir Konzentration. Dabei hilft der Punkt auf der Stirn. Dadurch weißt du, wohin sich dein Geist zurückziehen kann. Es ist der Verstand, der uns daran hindert, im Hier und Jetzt zu sein, er zwingt uns in die Vergangenheit und die Zukunft. Konzentriere dich auf den Tempel, der dich berührt und konzentriere dich darauf, warum er dich berührt. Dann wirst du deinen Geist beruhigen können”.
Jantar Mantar – die Sternwarte
Letzter Programm- Punkt des Tages ist die Sternwarte Jantar Mantar, die der Maharaja Jai Singh II. 1724 in Jaipur errichten ließ. Als begeisterter Astronom ließ er insgesamt 5 dieser gigantischen Anlagen in ganz Indien errichten, die bis zum heutigen Tag auf die Minute genau funktionieren. Ich schaue auf die große Sonnenuhr und sehe, es ist 18 Uhr. Ich lasse mich zurück ins Hotel fahren und genieße den Sonnenuntergang am Pool mit dem obligatorischen Gin Tonic.
edf
Marcela Limberg
Posted at 17:23h, 14 MaiSehr schön geschildert es fehlt noch der monkey Tempel der ist auch sehenswert. Ich war Anfang April dort und habe meine Tochter in Delhi besucht und dann eine Tour mit ihr nach jaipur gemacht. Also auch motheranddaughter tour. Vg
Andrea L'Arronge
Posted at 17:39h, 14 MaiSuper! Herzliche Grüße!!