18 Mai 12 Tage durch den Iran -Teil 2
Abyaneh
Unsere nächste Zwischenstation auf dem Weg nach Yasd ist das 2.500 Jahre alte Gebirgsadorf. Hier oben weht ein anderer Wind, beim einchecken will man nicht mal unsere Reisepässe sehen. Normalerweise werden die Pässe von den Hotels bis zum Checkout einbehalten. Die Menschen hier sehen etwas asiatisch aus. Man wird an den Überfall der mongolischen Truppen um1220 in Persien erinnert.
Gott sei Dank sind die Zimmer mollig warm, denn draußen gießt es in Strömen. Wir entschließen uns, trotzdem einen kurzen Rundgang durchs Dorf zu machen. Nach 10 Minuten geben wir auf, es ist eiskalt und ich finde, lesen ist auch mal schön. Eine Reisegruppe aus Teheran findet sich ein, es sind vornehmlich Frauen. Wir erfahren, daß das öffentliche Singen für Frauen im Iran verboten ist, an einer Sendung wie “the Voice of Germany” dürfen nur Männer teilnehmen. Sie wollen heute Abend hier singen..
Es schallt durch`s ganze Hotel bis spät in die Nacht. Am nächsten Morgen ist niemand zu sehen, es gibt kein Frühstück vor 8 Uhr. Das Personal schläft auf den Bänken im Speisesaal und wird wach, als ich reinrumple. Über Nacht hat es geschneit. Wir haben eine lange Fahrt vor uns und unser Fahrer will um 8 Uhr los, also schnappen wir uns was zu futtern und frühstücken im Auto. Jeder Driver hat Tee und Kaffee im Auto, hier hält uns nichts mehr.
Yasd – eine ganze Stadt als Weltkulturerbe
Auf der Fahrt dorthin machen wir Halt in einer der vielen Teppichfabriken des Landes. Interessant zu beobachten, wie die Teppiche entstehen. Hierzulande wären allerdings nur Yogis imstande, diese Arbeit auszuüben. Den ganzen Tag im Schneidersitz zu verbringen, da hätte sogar ich meine Zweifel!
Yasd, ein Highlight – schon wegen Ras, unserem Guide. Er ist 33, blitzgescheit und es dauert nicht lang, da erzählt er uns, wie hoffnungslos er die Lage hier in seinem Land empfindet. Er träumt wie so viele von einer Zukunft in Europa.
Wir besichtigen das Wassermuseum, welches das einzigartige, noch aus der Antike stammende Kanalsystem hier dokumentiert. Die Bergleute für die Instandhaltung trugen aus zwei Gründen weiße Kleidung: erstens konnten sie sich so in der Dunkelheit besser sehen, zweitens trugen sie im Fall der Verschüttung bereits das richtige Todesgewand.
Einzigartig auch die Windtürme der Stadt, die den heiße Wüstenwind in kühle Luft umwandeln und in die Häuser leiten und die Towers of Silence, wohin man die Toten brachte. Berühmt ist Yasd auch für den zoroastrischen Feuertempel, einer der sieben Feuertempel der Antike. Die Stadt besteht seit dem dritten Jahrtausend aus Lehmziegeln und wird mit internationalen Geldern aufwendig und liebevoll restauriert. Der Preis für ein in Stand gesetztes Haus in der Innenstadt liegt bei bis zu 500.000 Euro.
Shiraz via Persepolis
Persepolis wurde 520 v.Ch. gegründet und galt im alten Persien als Tor zur Welt. Die alten Reliquien in Stein gehauen zeigen eindrucksvoll die 27 verschiedenen Völker, die hier willkommen geheißen wurden. Leider gab es auch damals Barbaren, Alexander der Große überfiel das kleine Reich und zerstörte es fast vollständig. Mit Hilfe der UNSECO wurde hier viel wieder aufgebaut und zur Besichtigung freigegeben.
Mein besonderes Highlight dieser Reise ist die Stadt Shiraz. Die Stadt der Orangenblüten, des Weines (früher) und der Künstler. Das Mausoleum des wohl berühmtesten Dichters Persiens Hafiz (14.Jh.) wurde hier in einem wunderschönen Garten errichtet. Auch sonst spürt man hier eine extrem relaxte Atmosphäre, schöne Straßencafes laden zu Capucchino ein, wir sitzen und quatschen einfach nur mit unserem Fahrer Mohammed und Rasoul, dem Guide. Beide junge Männer erzählen aus ihrem Leben. Rasoul ist 22 und hat eine Freundin. Sein Vater, ein Geistlicher, darf davon nichts wissen. Mohammed schüttelt den Kopf. Sie finden es beide nicht richtig und auch hier kommt wieder zum Ausdruck, wie sehr sich die Jungen ein Leben in Freiheit wünschen, etwas, das für uns selbstverständlich ist.
Hier besichtigen wir die 2 schönsten Moscheen auf unserer Rundreise: Die Nasir al Monk Moschee, genannt “Pink Mosque” und das Shah Cheragh Mausoleum. Hier wird das Gefühl von 1001 Nacht wieder lebendig!
Lezte Station Isfahan
Nach einer 7-stündigen Busfahrt, die ich sehr genieße, landen wir in Isfahan. Hier wohnen wir im prachtvollen Abbasi-Hotel, einer ehemaligen Karawanserei, die zu dem angeblich besten Luxus-Hotel im Iran umgebaut wurde.
Das 3000 Jahre alte Isfahan an der Seidenstraße ist eine sehr grüne Stadt und wir lernen, dass das nicht mehr lange so bleiben wird. In etwa 15 Jahren soll es kein Wasser mehr im Iran geben und zum Beweis zeigt er uns das ausgetrocknete Flußbett des Zayandeh, der einst wasserreichste Fluß Persiens. Durch die zu schnell gewachsene Bevölkerung ist die Wasserversorgung nicht mehr gewährleistet, die Industrie tut ein übriges.
Endlich können wir absehen, was uns an Geld übrig bleiben wird und wir machen uns auf zum Basar. Es ist mehr, als wir dachten und so bummeln wir auch noch durch den Goldmarkt, der um die Ecke unseres Hotels liegt. Ich erstehe ein hauchdünnes Armband mit 3 kleinen Herzen. Ja, so ist es, ein Teil meines Herzens bleibt hier und es tut mir weh, wann immer ich an den Iran und seine lebenswerten, gastfreundlichen Menschen zurückdenke. Ich hoffe für sie, daß sie eines Tages doch noch das Leben führen können, das sie sich wünschen. Und als ich am nächsten Tag ins Flugzeug steige und das mir langsam verhasste Kopftuch abnehmen darf, sinke ich voller Dankbarkeit und Demut ob des Lebens, das ich als Frau in Deutschland führen darf, in meinen Sitz! Dies war eine Reise, die ich nie vergessen werde!!
Danke an Entdeck-die Welt Individualreisen für die tolle Organisation! Dies war nicht meine erste Reise mit euch und bestimmt nicht die letzte!
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