Der Begriff "Waldbaden" kommt aus dem Japanischen. Ist das wieder nur eine dieser vielen unsinnigen Wellness- Erfindungen oder steckt mehr dahinter?

Waldbaden -was ist das eigentlich?

Der Begriff “Waldbaden”, orig.  Shinrin- Yoku kommt aus dem Japanischen. Ist das wieder nur eine dieser vielen unsinnigen Wellness- Erfindungen oder steckt mehr dahinter?

Einen Teil meiner Kindheit habe ich in Grünwald bei München verbracht, das war damals mitten auf dem Land.  Mein Schulweg führte durch goldene Weizenfelder, unser Haus stand am Waldrand. Wir Kinder haben viel Zeit im Wald verbracht, haben Lagepläne gezeichnet und uns auf “Schatzsuche gemacht. Vom langen Gras haben wir Zöpfe geflochten, Indianer gespielt und sind auf Bäume geklettert. Und abends sanken wir todmüde ins Bett.  Im Herbst ging es mit den Eltern los, Brombeeren, Himbeeren und Pilze sammeln. Die wurden dann eingemacht und getrocknet, tagelang war die Küche nur halbwegs zu gebrauchen.

Heilkraft der Bäume

ein Zeichen ?

Natürlich wußten wir damals noch nichts um die heilende und beruhigende Wirkung des Waldes. Aber auch hierzulande hört man immer öfter von Shinrin-yoku, was soviel heißt wie: „das Einatmen der Waldatmosphäre“, kurz übersetzt „Waldbaden“. In Japan und Südkorea ist es festes Programm in der Gesundheitsvorsorge, es wird auch vom Arzt verordnet und von der Versicherung bezahlt. Hierzulande wird bei unseren Kindern mittlerweile von einem Natur-Defizit-Syndrom gesprochen. Also nehmt eure Kinder, Enkel, Freunde und Familie und ab in den Wald!! Was gibt es besseres, als Spaß und Gesundheitsvorsorge miteinander zu verbinden?

Was bedeutet “Waldbaden”?

Ein Aufenthalt im Wald senkt den Blutdruck, reguliert den Puls und vermehrt die Killerzellen. Waldbaden verjüngt, senkt das Krebsrisiko, erhöht die Selbstheilungskräfte und stärkt das Immunsystem.

Und das kriegen wir so einfach, ohne Pillen? Japanische Forscher haben bewiesen, daß die Terpene (chemische Verbindungen pflanzlicher Herkunft), die der Wald verströmt, unsere Killerzellen vermehren. Mittlerweile gibt es auch Kliniken in Deutschland und Österreich, die die heilende Kraft des Waldes für ihre Therapie nutzen. Bei Burn-Out Patienten wirkt er sich positiv auf die Regeneration der mentalen Leistungsfähigkeit aus und Asthma-Patienten profitieren von den ätherischen Ölen, die ihrer Lunge guttun.

Ich bin nach einem stressigen Arbeitstag in den Perlacher Forst gefahren.  Das Auto geparkt  und auf einem kleinen Trampelpfad mitten hinein in den Wald. Schlagartig verändert sich die Geräuschkulisse: Nix mehr Verkehr, nur noch Vogelgezwitscher. Und zwar so intensiv, daß ich stehen bleibe und staune und tief ein und ausatme, ganz automatisch. Wahnsinn, was ein paar 100 m Luftlinie ausmachen. Ich laufe zwischen den Bäumen durch, das knacken im Unterholz erinnert mich intensiv an meine Kindheit. Ich sehe ein Reh, Eichhörnchen, Vögel. Und dann entdecke ich ein Feld von wilden Maiglöckchen. Der Duft ist unglaublich. Ein paar Schritte weiter wird es heller und ich trete auf eine Lichtung. Ein Weiher mit Bankerl lädt mich zum Sitzen ein. Ich nehme Platz und kann mich nicht sattsehen. Diese Stille, fast unwirklich.  Und ich schicke ein kleines Gebet zum Himmel: Danke lieber Gott, für diesen einzigartigen Moment , für dieses Gefühl von Glück.

 

 

7 Kommentare
  • Roswitha
    Posted at 17:35h, 01 Juni Antworten

    Wunderschön. Danke für die tolle Schilderung….und ja, es ist wahr. Als Kind war man mehr mit der Natur verbunden. Schade, das sich das irgendwie verloren hat,.aber man kann ja dran arbeiten.

    Liebe Grüße aus dem Rheinland
    Roswitha

  • Jürg von Allmen
    Posted at 06:03h, 02 Juni Antworten

    Sehr ausführliche Schilderung des Shinring Yoku Effektes.
    Ich betreibe in der Schweiz die Firma Forest Fitness. Darin biete ich verschiedene geführte Fitnessprogramme an, die ausschliesslich im Wald stattfinden und wozu wir nur natürliche, im Wald vorkommende Hilfsmittel verwenden. Wir trainieren das ganze Jahr und bei jedem Wetter, unter dem Motto: Körper, Geist, Natur. Bewusst steht bei uns nicht das Optische im Vordergrund, sondern die Gesundheit. Es soll eine bewusste Auszeit vom Alltag sein.

  • Birgit
    Posted at 07:13h, 02 Juni Antworten

    Danke, daß Sie mich durch die lebendige Schilderung wieder daran erinnert haben.
    Ich hatte vergessen wie schön und erholsam für die Seele Waldspaziergänge sind.

  • Angie
    Posted at 15:49h, 17 Juni Antworten

    Hallo Andrea, dein/euer Blog gefällt mir sehr. Habe ihn durch eine Bekannte empfohlen bekommen und weil du und ich zusammen im Kindergarten und in der Schule waren, fand ich es interessant dir dadurch wieder etwas nahe zu sein.
    Liebe Grüße Angie

  • Renate Scheid
    Posted at 18:52h, 09 Juli Antworten

    Liebe Andrea! Offenbar bade ich schon lange im Wald! Am liebsten bei einem Ausritt im schönen Wienerwald. Wenn ich dann mit meinem Islandpferd zuerst mal ein bisschen flott unterwegs bin und am Rückweg den Wald mit seinen Geräuschen, Gerüchen und den immer wieder sich verändernden Bildern aus Licht und Schatten erspüre, dann ist das pure Entspannung für mich, dann merke ich, wie meine Seele zu schwingen beginnt und ich den Alltagsstress hinter mir lasse!
    Und wenn ich den Wald nicht reitender weise erkunde, dann gehe ich wandern ….
    Liebe Grüße
    Renate

  • Nadja Gruber
    Posted at 14:20h, 29 Januar Antworten

    Liebe Andrea! Das der Wald heilende Wirkung hat, kann ich auch aus eigener Erfahrung berichten. Eine lange Krankheit, die noch immer keine Diagnose hat, hat mich sehr gelähmt und arbeitsunfähig werden lassen. Ich habe dann letztes Jahr auf einem Naturcampingplatz am See mitten im Wald gearbeitet und es ging mir wesentlich besser. Es gibt dort keine Stadtegeräusche und es ist in der Nebensaison teilweise sehr still. Das mache ich dieses Jahr wieder. Das ist wie eine Kur – trotz Arbeit. Meine persönliche Auszeit!
    Eine Frage zum Ayuveda und zu Yoga habe ich noch. Wie finde ich wirklich seriöse und erfahrene Therapeuten und Yogalehrer – zum Beispiel in Berlin? Vielen Dank und ein spannendes und gesundes Jahr 2018!
    Herzliche Grüße Nadja

    • Andrea L'Arronge
      Posted at 16:28h, 29 Januar Antworten

      Liebe Nadja, seriöse Yogalehrer haben eine Ausbildungszeit von etwa 2 Jahren. Also am besten nach der Ausbildung fragen. Und auch hier gilt, dass man seinen “persönlichen” Yogalehrer finden muß. Es gibt sehr viele Arten des Yoga, sie müssen herausfinden, wer ihnen besonders gut tut. Ayurveda-Ärzte findet man über`s Internet, hier die Bewertungen lesen. Meist steht auch geschrieben, wo die Ausbildung stattgefunden hat.Jeder gute Arzt war eine Zeit lang in Indien.

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